„Du musst nicht weinen. Das war gar nicht schlimm.“ Von einem achtsamen Umgang mit kindlichen Gefühlen und der präventiven Wirkung, die das haben kann

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Wir Menschen haben einen tollen Schatz in uns, der sich manchmal ganz schön schwer anfühlt: Wir haben in uns Gefühle, die uns beschützen. Angst beschützt uns vor Gefahren. Wut zeigt uns, dass unsere Grenzen überschritten werden. Scham zeigt uns, dass wir eine Intimsphäre haben, die nicht verletzt werden soll. Traurigkeit zeigt uns, dass wir etwas Wichtiges verloren haben oder verlieren könnten. So wichtig diese Gefühle sind, so schwer sind sie für Erwachsene manchmal auszuhalten. Die Reaktionen, die wir als Kinder darum häufig erlebt haben, waren entweder, dass unsere Beschützer-Gefühle klein geredet wurden („Du musst nicht weinen. Die Mama kommt doch in ein paar Stunden wieder.“) oder dass die Erwachsenen sie uns vielleicht sogar weggenommen haben („Hab keine Angst. Es gibt keine Monster.“). Heute wissen wir: Beides funktioniert leider nur mäßig, denn so werden Angst, Wut oder Trauer nicht weniger, sondern höchstens leiser. Und darum für das Umfeld erträglicher.

In diesem Seminar gehen wir unseren eigenen Beschützer-Gefühlen auf die Spur und entdecken, wie viel Gutes in ihnen steckt. Wir spüren, dass Beschützer-Gefühle von Kindern uns betroffen, hilflos und ratlos machen dürfen, uns anstrengen oder nicht in unseren Zeitplan passen dürfen und dass wir gleichzeitig den Auftrag haben, kindliche Beschützer-Gefühle nicht abzuschalten, sondern zu begleiten. Das hört sich erst einmal anstregend an, hat aber einen tollen Vorteil: Kinder, die ihre Gefühle spüren dürfen, die sie erkennen und benennen können, können viel einfacher Wege finden, diesen Gefühlen konstruktiv Raum zu geben. Und das ist nicht nur sehr stärkend, sondern auf lange Sicht auch für alle ein Gewinn.

Referent*in: Simone Gottwald-Blaser
Seminargebühr: 130 Euro je Teilnehmer*in